Aus der Vergangenheit
Schon seit über hundert Jahren gibt es im Dorf Hauset eine Vereinigung der Frauen der Dorfgemeinschaft. Im 19 Jahrhundert kam diese Vereinigung zustande aufgrund einer Initiativen des Pfarrers, so zum Beispiel unter Pfarrer Brammertz oder Pastor Schöllgens. Sie nannten sich damals Kongregation oder, bei den Männern Bruderschaft und bei den Frauen in der Jungfrauengilde. Das Leben und die Familien waren ja noch sehr dörflich geprägt und die Stellung der Frau bestand meist darin, Aufgaben im der Landwirtschaft, hinter dem Herd und bei der Erziehung der Kinder zu erfüllen. In der Dorfchronik sind einige Dokumente und Fotos aus dieser Zeit erhalten. Besonders beeindruckend ist dabei ein Foto der Frauenschaft des Dorfes aus dem Jahre 1936, welches hier links wiedergegeben ist. Pfarrer Joseph Simon brachte wohl die "Dorfschönen" aller Schichten zusammen, wobei die Pflege christlicher Tugenden im Mittelpunkt stand.
Frauenschaft während des Krieges
Recht schnell nach Kriegsbeginn und der Einverleibung der Kreise Eupen-Malmedy in das Deutsche Reich trat auch im Dorf die NSDAP mit alle ihren Unterabteilungen in Erscheinung. Abgesehen von den Ortsgruppen der Partei selbst, entstanden auch die Organisationen der Ortsbauernschaft, der Hitlerjugend, der Jungmädel und die bäuerliche Arbeitsgemeinschaft im Bund deutscher Mädel (BdM). Alle und jeder wurden vereinnahmt und in Hauset diente unter anderem die Jugendherberge als Versammlungsort. In den Pressemitteilungen der "Eupener Zeitung" aus den Jahren 1941 bis 1944 finden wir eine Fülle von Hinweisen auf das Dorfleben und den Hauseter Ortsgruppen. Hinzu kamen auch die Sammlungen des Winterhilfswerks (WHW) und die Mütterberatung. Inwiefern diese Veranstaltungen einen großen Zulauf hatten, lässt sich anhand der Pressemitteilungen nicht feststellen. Sicher kann man aber sagen, dass all dies den Alltag mitbestimmte, genau so wie die Gaufilmstelle, die regelmäßig Filmvorführungen in den Sälen des Dorfes durchführte und dabei auch die propagandistische UfA Wochenschau gleich mit präsentierte. Auf dem Foto hier sehen wir einen Teil der Dorfgemeinschaft anlässlich der Mütterehrung im Saal Gatz. Es gab also kein entrinnen.
Nach Kriegsende
Bereits 1946 fanden sich die Landwirte in Hauset wieder zusammen, diesmal unter der Schirmherrschaft des "Boerenbond", der flämischen Bauerngenossenschaft. Wann genau die Landfrauen zusammentraten ist nicht überliefert, allerdings finden wir erste Hinweis bereits im Jahr 1952. Gab es nach dem Krieg noch 46 landwirtschaftliche Betriebe, so nahm die Zahl von Jahr zu Jahr ab und zuletzt sind es nur noch eine Hand voll.
Hanneliese Hick-Radermacher, die über viele Jahre in der Landfrauengruppe mitwirkte, weiß zu berichten dass der Landfrauenverband damals vom flämischen Boerenbond auch finanziell unterstützt wurde und man konnte beobachten, welche Entwicklung die Frauengemeinschaften in ländlichen Gebieten nun nahmen. Wohl kaum hätten die Frauen ohne diese Unterstützung die unvergesslichen Reisen machen können, in die Schweiz, nach Rom oder nach Israel. Aber dies war nur ein Aspekt. Ein bereicherndes Kulturprogramm wurde in jedem Jahr geboten und es entstanden in allen Dörfern neue Gruppen. Auch viele Kurse und aufklärende Veranstaltungen wurden angeboten
Inzwischen nannte man sich Landfrauenverband (LFV) und die 75. Ausgabe der Zeitschrift des Verbands, sie hieß nun Daheim, war eine Ausgabe im 35. Jahrgang vom September 1987.
Die Zeitschrift trug den Slogan Frauen in Bewegung und man zeigt damit, dass die Gemeinschaft nunmehr allen Frauen offenstand. Zu dieser Zeit war man noch kein eingetragener Verein im heutigen Sinn, aber das sollte sich bald ändern. Im Zuge der Autonomie für die deutsche Kulturgemeinschaft firmierte die Zeitschrift bald unter Bunter Faden und der Landfrauenverband war wurde eine Vereinigung ohne Erwerbszweck, der sich die vielen Gruppen anschlossen. Die Strukturen bleiben offen für alle Frauen der Dorfgemeinschaft, was auch in Hauset so zutraf. Man hatte eine Kerngruppe, welche die Organisation übernahm, aber alle anderen waren Mitwirkende. Im Heimatbuch Hauset 2011 wurde über einige der Aktivitäten berichtet.
In dem jetzigen Jahrhundert kannte die Gruppe Hauset, auch was die Mitgliederzahl betraf, ihre Blüte und die Zeitschrift trug nun den Namen "Bunter Faden".
In jedem Jahr hatte auch die Gruppe Hauset ein Programm, welches sich durchaus sehen lassen konnte und die vielen Aktivitäten waren stets gut besucht, auch von der Dorfgemeinschaft selbst.
Die Ausgabe 09 von 2020 belegt, dass man schon jetzt an dem Programm für das kommende Jahr arbeitet, Pandemie hin oder her.
Die Missionsfreunde Hauset
Die Missionsfreunde Hauset waren eine Art Unterorganisation der Landfrauen Gilde. 1960 war Pater Timmermann zum Priester geweiht worden, und er ging kurze Zeit später für die Steyler Missionare in den Kongo, der gerade seine Unabhängigkeit von Belgien erkämpft hatte. Gegründet wurden die Missionsfreunde von seinen Tanten, die Geschwister Anna und Barbara van Weersth, sowie von Philomene Palm, der Schwester von Pater Joseph Timmermann.
In den ersten Jahren ging es vor allem darum, Geld und Lebensmittel zu sammeln, um die Missionare zu ermutigen, weiter zu machen. Joseph Timmermann war nicht der einzige Missionar aus Hauset. Vor ihm waren auch Pastor Nikolaus Scheiff und Pater Finken in die Mission gegangen. Pater Finken wirkte in China und hatte in Zeitungen und Zeitschriften über seine Tätigkeit berichtet.
Bei den Missionsfreunden profilierte sich bald Hanneliese Hick-Radermacher als die treibende Kraft, die auch im Zusammenspiel mit den Missionsfreunden im Dekanat Eupen viele Projekte in dem Land, das nun Zaire genannt wurde, auf den Weg brachte. Der Verein organisierte Missionsausstellungen um Artikel zu verkaufen und so kamen immer neue Projekte hinzu. Die Missionsarbeit wurde nun zur Entwicklungshilfe: man verschenkte Nähmaschinen und Wasserpumpen um vor Ort zu helfen. Dutzende Dankesschreiben alleine in Hauset zeugen davon, dass die Spenden gut angelegt waren und bei den Bedürftigen ankamen.
1994 feierten die Missionsfreunde anlässlich ihrer jährlichen Missionsausstellung das 25-jährige Bestehen ihrer Tätigkeit. Viele weitere Details finden sie in dem Beitrag über die Hauseter Missionsfreunde im Heimatbuch Hauset - Band 2, welches hier auf der Webseite eingesehen werden kann (Siehe Menü HEIMATBUCH BAND 2)