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Maryanne Becker liest in Hauset

Sie kommt wieder einmal in ihre Heimat zu Besuch, die in Hauset geborene Schriftstellerin und Buchautorin Maryanne Becker (geborene Hamel). Obwohl sie bereits seit vielen Jahren in Berlin lebt, zieht es sie immer wieder zurück nach Ostbelgien, um hier Familie und Freunde zu besuchen und mit Lesungen aus ihren Romanen und Erzählungen Freude zu bereiten.

 

Am Samstag, 22. Juli, 17 bis 22 Uhr, gastiert sie in der Galerie Fox in Eupen, Haasstraße 45, und am Sonntag, 23. Juli, 19 Uhr, im Kreativen Atelier „Regenbogen“ in Hauset, Kirchstraße 128. Zur Stärkung gibt es in Eupen leckere Häppchen und in Hauset wird Aubeler Bier ausgeschenkt.

 Fotos: Maryanne privat

 

Wenn Maryanne Becker schon in der Nähe ist, dann muss man die Gunst der Stunde nutzen, um von ihr Neues und Wissenswertes aus dem Bereich der Literatur zu erfahren. Für das GrenzEcho nahm sie sich vorab gerne Zeit und beantwortete eine Reihe von Fragen. Die begannen natürlich, wie so üblich, damit, wie sie zum Schreiben gekommen ist. „Ich habe schon immer gerne geschrieben. Als Schülerin, mit 10 Jahren, beantwortete ich die Frage, was ich einmal werden wolle, mit Schriftstellerin. Hatte aber keine Ahnung, wie man das werden kann“, verrät die sympathische Buchautorin.

 

In den Anfängen habe sie Sachtexte im Studium und später dann im Berufsleben geschrieben. Maryanne Becker kommt auf ihr erstes, erfolgreiches Buch zu sprechen, auf „Klänge aus dem Schneckenhaus“ – Lebens- und Erfahrungsberichte von hörgeschädigten Menschen mit Cochlea Implantat. Dann folgten aber Romane, von denen drei im Grenz-Echo-Verlag veröffentlicht wurden: „Grenzlandfrau“, „Fräulein Engel“, „Die Flickschneiderin“ sowie einen Ratgeber und zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien.

 

Beim Schreiben von Prosa, so Becker, schaffe sie sich eine eigene (aber realistische) Welt, backe sich die Figuren, wie sie sein sollen. „Und ich habe immer die historische Realität im Hintergrund. Manche Figuren entwickle ich anhand realer Personen, weiche dabei stark von der Realität ab und bleibe doch beim Eigentlichen“, lässt sie wissen.

 

Bei ihrem Schreiben geht sie nach bestimmten Kriterien vor. „Es gibt Regeln in der Literatur, die mir Richtschnur sind, wenngleich ich mich nicht krampfhaft daran festhalte“, erklärt sie. Sobald sie historische Sachverhalte in die Story einarbeite, betreibe sie gründliche Recherche und benutze dazu die möglichen Quellen. „Das tut der Fantasie keinen Abbruch. Und ich überarbeite, oft und lange, die Bücher werden professionell lektoriert“, weiß die Buchautorin. Dabei legt sie die Finger vorsichtig, aber unübersehbar in die Wunden. „Mir geht es darum, dass die Lesenden etwas für sich mitnehmen“, heißt es. Auch mit den Ideen hat Maryanne Becker keine Präferenzen: „Die können überall kommen“. Es sei nichts Besonderes, worüber sie schreibe. Es seien Ideen, Dinge, die sie interessieren. „Es gibt durchaus einiges, worüber ich mir zu schreiben vorstellen könnte, aber das hängt nicht von mir allein ab.“

 

Im Laufe der Jahre haben sich einige Werke angesammelt. Becker spricht von drei Sachbüchern, fünf Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten in Anthologien. Mit Stolz verweist sie auf die Autobiografie von Pater Joseph Timmermann, die sie redigiert und ihn beim Prozess des Schreibens und Erinnerns gecoacht habe.

 

Da war ja auch noch Corona. Seit Beginn der Pandemie arbeitet sie mit einigen Unterbrechungen an der Fortsetzung der „Rosenzweig-Saga“ („Die Flickschneiderin) und an einem Krimi. Nach einigen Verlusten ihr nahestehender Menschen und während der Corona-Jahre habe sie eine „kreative Blockade“ gehabt. Was liest eine Buchautorin denn gerne? Bevorzugte Autoren? Das ändere sich hin und wieder, so Maryanne Becker. „Wer mich geprägt hat und wen ich immer empfehle, ist Uwe Timm. Gabriel García Márquez ist ein begnadeter Schriftsteller, dessen Werke ich liebe und im Original gelesen habe“ zählt sie auf. „Benoîte Groult stand lange auf meiner Prioritätenliste. Und viele andere noch. Aktuell lese ich gern Charlotte Lyne, die Krimis von Monika Detering und schließlich die Klassiker: Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Tolstoi, Dostojewsky.“

 

Natürlich kommt das Gespräch auf Ostbelgien, auf Hauset und Eupen. Zu ihrem Geburtsort Hauset pflege sie regen Kontakt mit alten Freundinnen und Freunden. „Und ich engagiere mich ein wenig im Archiv.“ In Eupen, wo sich ihre Kinder- und Jugendzeit abgespielt habe, wohnen alte und neue Freunde von ihr. „Der Begriff Heimat löst bei mir widersprüchliche Empfindungen aus. Ich bin ein Nachkriegskind und meine Familie hat – wie viele andere in Ostbelgien – da einige unangenehme Erfahrungen gemacht“, verschweigt Becker nicht. Daher sei „Heimat“ nicht so ihr Thema, dazu möchte sie sich auch nicht weiter äußern.

 

Wenn sie in Ostbelgien weilt, habe sie ein eng gestricktes Programm zu absolvieren: Besuche von Familienangehörigen und Freunden (so die Familie Janssen in Hauset). „Da bleibt leider keine Zeit für einen Bummel durch Aachen oder eine Wanderung ins Venn“, bedauert sie. Wohl aber für ihre beiden „Gastspiele“ in Eupen und Hauset. In Eupen liest Maryanne Becker aus „Die Flickschneiderin“, eine Kurzgeschichte (Vorgeschichte) zum Roman „Die Baumwollfarmerin“ und aus dem Roman „Lea Rose.“ In Hauset befasst sie sich mit dem Roman „Lea Rose, die Tochter der Flickschneiderin“ und sie erzählt über die Entstehung der Biografie von Pater Timmermann. „Ich freue mich auf beide Termine“, gibt sie dem GE abschließend mit auf den Weg, das sich natürlich für die vielen Antworten auf unsere Fragen bedankt.

 

Zur Person

Maryanne Becker (Hamel), Jahrgang 1952, wurde in Hauset geboren, wuchs in dem Weiler Flög auf. Das Haus, in dem sie ihre Kindheit verbrachte, stellt ein Kuriosum der Grenzziehung des Versailler Vertrags dar. Eine Wohnungstür ist nur von deutscher Seite zugänglich, die andere jedoch nur von belgischer Seite. Die Staatsgrenze zwischen Belgien und Deutschland verlief also über die Hausschwelle. Unweit vom alten Grenzübergang Köpfchen, heute Kultur-Café KuKuK, klärt Walther Janssen vom Dorfarchiv Hauset auf, der selbst in der Nähe, in der Flög, den größten Teil seines Lebens dort verbracht hat.

 

Maryanne Becker besuchte die Volksschule in Hauset, dann die weiterführende Schule in Eupen. Sie war danach als Fremdsprachensekretärin und Übersetzerin für Spanisch und Französisch tätig. 1976 zog sie nach Berlin, machte ihr Abitur, absolvierte ein Studium an der Technischen Universität in Sozialhilfe, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik.

 

1999 erschien mit „Schattensprünge“ ein Lyrik-Band. 2003 folgte das Sachbuch „Hörverlust und Identitätskrise“, 2008 „Klänge aus dem Schneckenhaus.“ Nach der Veröffentlichung ihrer Romane im Grenz-Echo-Verlag kam sie öfter wieder in ihre Heimat nach Hauset, wo sie unter anderem im Kreativen Atelier „Regenbogen“ ihre Bücher vorstellte.

 

Hier weitere Werke: „Grenzlandfrau“ (2010), „Fräulein Engel“ (2011) und „Die Flickschneiderin“ (2012). „Nach dem Sturm“ (2016), „Die Baumwollfarmerin“ (2017). Das Buch „Lea Rose“ (2020) rundet diese Romanreihe ab.

 

2020 übernahm Maryanne Becker in ehrenamtlicher Arbeit die Redaktion der Autobiografie des bekannten Hauseter Bürgers Pater Joseph Timmermann. Zahlreiche Kurzgeschichten von Becker in vielen Anthologien runden ihr bisheriges Schaffen ab. (der)

 

Lesestunde im "Regenbogen" in Hauset

mit Maryanne Becker

 

Auf der Veranstaltung im Atelier Regenbogen am Sonntag den 23. Juli 2023 las Maryanne Becker vor nahezu dreißig interessierten Besuchern aus  ihren Romanen und Erzählungen, die zum Teil mit Bezug zu Ostbelgien und der Eifel geschrieben wurden. Man merkte allerdings auch, dass es für Maryanne in Hauset so eine Art Heimspiel war, denn die meisten Besucher kannten sie persönlich und umgekehrt war Maryanne ihnen bekannt. So entstand denn auch eine interessante Diskussion, vor allen Dingen als Maryanne Becker die Entstehung der Memoiren von Pater Joseph Timmermann erklärte und wie diese Memoiren unter schwierigen Bedingungen kurz vor Josephs Tod, entstanden sind. Joseph Timmermann stammte ebenfalls aus Hauset und er verstarb wenige Monate nach der Veröffentlichung.  Viele Hauseter Gäste kannten beide Personen persönlich. 


Foto: Maryanne Becker privat

 


Hauset Raeren

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Folgende Bücher sind noch verfügbar:

- "Der  verkannte Mensch"

  Lebenserinnerungen von Pater Joseph Timmermann

- Heimatbuch Hauset 1

- Heimatbuch Hauset 2

- St. Rochus Kirche Hauset

- Der verkannte Mensch

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