Der Freundeskreis Dorfarchiv Hauset
Als Ende des Jahres 2019 einige Einwohnerinnen und Einwohner über einen Appell in den Medien aufgerufen wurden, sich zu einem Treffen zusammenzufinden um ein Dorfarchiv aufzubauen, da meldete sich immerhin ein knappes Dutzend. Vorausgegangen war dem ein Hinweis der Mitglieder des Kirchenfabrikrates der Pfarre Hauset, Karl-Heinz Delnui und Günther Lorreng, dass die Wohnung im alten Pfarrhaus auf der ersten Etage und im Dachgeschoss zur Verfügung stehen würde, da sie nicht mehr neu vermietet werden sollte.
Daraufhin packte Walther Janssen, der Herausgeber der beiden Heimatbücher über Hauset aus den Jahren 2011 und 2012, die Gelegenheit beim Schopfe und meldete unverzüglich sein Interesse an. In den Räumen sollten alle Dokumente und Archivalien zusammengetragen werden, die im Zusammenhang mit den beiden genannten Veröffentlichungen, aber auch darüber hinaus gesammelt wurden, inklusive aller Fotos, Dokumente und Bücher über oder mit Bezug zu Hauset. Es erfolgte dann die Veröffentlichung eines weiteren Appells zur Mitarbeit und zur Sammlung von Archivalien aller Art. Dies führte schon im Februar 2020 zu einer ersten Versammlung führte, es war der 2. Februar. Dieser Termin fiel zusammen mit dem Beginn jener Pandemie, die unter dem Begriff COVID-19 die Welt zwei Jahre lang in Atem halten sollte. Insofern gab es zwar eine zweite Versammlung im März, danach mussten die Freunde und Förderer allerdings eine gewisse Zeit aussetzen.
Dies wurde zum einen genutzt um mit der Archivierung vor allen Dingen von Büchern und Dokumenten zu beginnen. Mit dem Kirchenfabrikrat wurde eine Vereinbarung getroffen. Rein organisatorisch ist der Freundeskreis des Dorfarchivs eine Gruppe im Verkehrsverein Hauset V.o.G., der auch gleichzeitig als Mieter des Objekts gegenüber dem Kirchenfabrikrat auftritt. Somit sind die Mitglieder auch haftpflichtversichert. Bei Anmeldung der Veranstaltungen gilt dies auch für Besucher und Gäste.
Inzwischen hatte man ein Computersystem mit Drucker und Scanner angeschafft und sich auch dem Geschichtsarchiv der Deutschsprachigen Gemeinschaft angeschlossen, geschichte.be. Auf dieser Webseite sollen Bilder und Dokumente hochgeladen werden, die dann allgemein zugänglich sind. Prof. Lejeune und Jürgen Dewes vom Staatsarchiv gaben hierzu eine Einweisung.
Der Freundeskreis selbst hatte aber auch eine Cloud abonniert, und in dieser Cloud, die inzwischen auch noch erweitert wurde um ONE DRIVE, konnten wir nun selbst alle Dokumente sichern. Gleichzeitig hatte Walther Janssen damit begonnen, eine eigene Webseite aufzubauen. Sie enthält viele vergangene und auch aktuelle Informationen, vor allen Dingen aber bietet die Webseite auch die Möglichkeit, über das Fotoarchiv Zugang zu der Cloud zu bekommen. Alle Fotos die bereits archiviert wurden, kann man demnach, passwortgeschützt, über die Webseite anschauen.
Die Heimatfreunde des Dorfarchivs treffen sich jeden ersten Dienstag im Monat von 9 - 12 Uhr in alten Pfarrhaus, welches das Archiv selbst beherbergt. Die Adresse ist Kirchstraße 92 in 4730 Hauset. Inzwischen ist das Dorfarchiv auch jeden 1. Samstag im Monat geöffnet von 14 - 17 Uhr. Herzliche Einladung an alle.
Die Zerstörung des
Bingeberg
Mehr erfahren
Vorstellung Flurkarte Hauset mit dem VVH
Mehr erfahren
Mundartnachmittag für Senioren im Marienheim
Mehr erfahren
Pandemiebedingt konnte der Freundeskreis nach der Gründung im Februar 2020 keine Treffen vereinbaren oder Veranstaltungen durchführen. Wir bemühten uns also im Home Office zunächst die Online Archivierung voranzutreiben und auch die Webseite zu gestalten.
Noch vor Jahresende 2020 wurde ein Projekt fertiggestellt, an dem die aus Hauset stammende Autorin Maryanne Becker, die jetzt in Berlin lebt das ganze Jahr über gearbeitet hatte. Sie wurde die Redakteurin der Memoiren des ebenfalls aus Hauset stammenden Steyler Missionars, Pater Joseph Timmermann, der seine Altersruhe in St. Wendel verbachte. Die Memoiren sind im November 2020 unter dem Titel "Der verkannte Mensch" erschienen, und das Dorfarchiv Hauset trat als der Herausgeber auf. Pater Timmermann verstarb im Frühjahr 2021, er wurde in Hauset beigesetzt, auch die Beisetzungsfeier fand in der Sankt Rochus Pfarrkirche zu Hauset statt, wo Pater Joseph Timmermann 1961 zum Priester geweiht worden war.
Trotz der Beschränkungen durch die Pandemie traf man sich in 2021 dann doch einige Male, inzwischen war immer mehr Material gesammelt worden und auch die notwendigen Möbel wurden angeschafft. Walther konnte diese eher ruhige Zeit Nutzen, die Webseite www.hauset.info stetig auszuweiten und zu ergänzen, vor allen Dingen Paul Kockartz kümmerte sich auch um die Archivierung des Fotomaterials. Der oben erwähnte Dia-Vortrag der Geschichte von Hauset seit Versailles wurde dann allerdings erst im November 2021 vorgeführt. Anlass war dabei auch die Herausgabe einer Audio-CD mit Gedichten in Mundart von Erich Kockartz. Erich hatte 21 seiner vielen Vorträge, Büttenreden und Gedichte in "Hösender Platt" selbst mit einem Bekannten aufgenommen und der Freundeskreis trat hier als Herausgeber auf. Der Veranstaltung wohnten trotz Corona über 60 Interessenten bei.
Im Jahr 2022 gelang es dann durch viele Bemühungen einige besondere Schätze zur Aufbewahrung in dem Archiv zu ergattern. Dazu gehörten zunächst verschiedene Sammlungen von Töpfereien aus Hauset. Es wurden einige Sammlungen von Töpfereien an das Archiv übergeben, Töpfereien die 1972 in einem Töpferofen bei Ausschachtungen nahe der Kapelle gefunden wurden. So ist im Dorfarchiv derzeit die Sammlung Hermann Josef Gatz, die Sammlung Hubert Falkenstein und die Sammlung von Hanneliese Radermacher ausgestellt. Auch weitere Gaben sind noch zu erwarten. Wolfgang Kistemann übergab dem Archiv noch eine Original Glocke aus dem Jahre 1909, die vor etwa fünfzig Jahren aus dem kleinen Dachreiter der Kirche (dem Rochus-Türmchen) gefallen war und zerbrach. Sie wurde von Reinhard Palm restauriert. Wegen der Ausstellung dieser Gaben konnten wir im Februar 2022 dann doch noch eine offizielle Eröffnung nachholen.
Inzwischen hatte sich auch Christoph Laschet aus Raeren hinzugesellt und er stellte dem Archiv nicht nur die Schautafeln "600 Jahre Kirche im Dorf " zur Verfügung, er konnte auch ein ganzes "Raeren-Zimmer" mit seinen Gaben bestücken. Hierzu luden wir dann zur Einweihung sozusagen einige Persönlichkeiten ein, den früheren Direktor des Staatsarchivs, Alfred Minke, mit dem Christoph Laschet viel zusammengearbeitet hatte, insbesondere aber an den Schautafeln. Ebenfalls dabei waren der Bürgermeister Jérome Franssen, die Schöffin für Kultur Naomi Renardy, die Direktorin des Staatsarchivs Els Herebout und Jörg Zimmermann als Vertreter des Ministeriums.
Zu den weiteren Gaben gehörte die Chronik der Sankt Petrus-Schützengesellschaft von 1889 sowie deren Insignien. Der Schützenverein hatte sich 2017 aufgelöst, vor allem mangels Mitglieder. Heinz Guido Kockartz und der Bruder des letzten Vereinspräsidenten Hubert Schyns, Johann Schyns aus Baelen stellten die Unterlagen, Dokumente, die Chroniken, Fahnen und die zahlreichen Pokale dem Archiv zur Verfügung.
Am 18. September 2022 fand der zweite Dia-Vortrag über die Geschichte von Hauset statt, das Thema war "Hauset in preußischer Zeit von 1815 - 1920. Hierzu fand ein historisches Dinner statt, an dem sage und schreibe 130 Gäste teilnahmen. Alle Teilnehmer waren von dieser Veranstaltung begeistert.
Im Jahr 2023 fanden die monatlichen Treffen regelmäßig statt und Christoph Laschet erklärte sich auch bereit, zusätzlich zum 1. Diensttag im Monat auch am 1. Samstag eines jeden Monats das Archiv für Besucher zu öffnen. Dies wurde auch häufig angenommen von Besuchern und Gebern. Im Frühjahr begann dann wieder die öffentlichen Veranstaltungen, das Dorfarchiv war ein Treffpunkt der Veranstaltung "Hauset liest!", die regelmäßig vom Atelier Regenbogen veranstaltet wird. Kurze Zeit später war das Dorfarchiv erneut Anlaufpunkt für den Collection Day 2023 des Staatsarchivs. Diesmal ging es um die Kneipenkultur, zu der wir einige gute Beiträge beisteuern konnte. Bei dieser Veranstaltung ehrten wir auch zwei Karnevalisten, Werner Emonts aus Raeren und Jonny Deliège aus Hauset, die dem Archiv ebenfalls wertvolle Gaben vermachten.
Inzwischen hatten das Archiv eine weitere Mundart CD herausgegeben mit Beiträgen von Prof. Leo Wintgens aus Montzen. Als Hergenrather geht es in dieser CD um Beiträge aus und um Hergenrath, vor allem aber bis zurück in die Zeit der Karolinger nämlich unter Karl dem Großen. Prof. Wintgens hat das karolingisch-fränkische Dialekt als Umgangssprache zur Zeit Karls des Großen identifiziert.
Eine weitere Sammlung, diesmal von Raerener Mundart haben Georges Völl und Siegfried Kever zusammengestellt und das Dorfarchiv hat hiervon eine dritte CD herausgegeben, Verzällcher en Liedcher uus de Rore". Die Präsentation fand im April im Dorfhaus zu Eynatten statt, wo gelegentlich ein Mundartfrühstück veranstaltet wird.
Das größte Projekt war allerdings bisher die Neuauflage des Buches "Raubritter von Reifferscheidt" welches in Raerener Mundart und in hochdeutscher Übersetzung herausgegeben wurde. Es ist sozusagen das Lebenswerk seines Urenkels Christoph Laschet, der sichtlich erleichtert die Entwicklung seiner Ursprungsidee bekanntgab. Die Vorstellung fand nämlich am 30 Mai 2023 im Gemeindehaus von Raeren in Anwesenheit und auf Einladung von Bürgermeister Jérome Franssen statt, selbst Historiker. Anwesend waren auch die Vertreter zahlreicher benachbarter Heimat- und Geschichtsvereine von denen einige im Netzwerk des Kulturerbes der DG verbunden sind.
Die Heimatfreunde insgesamt arbeiteten weiter an der Archivierung der Bibliothek (Günther Lorreng), der Gestaltung der Räume (Paul Kockartz) oder der Webseite (Walther Janssen), Hanneliese Hick-Radermacher schaffte weiter "Archivmaterial" heran, welches sie bei verschiedene Menschen einsammelte: den Landfrauen, Regina Taeter und sie selbst, als "Schlossherrin" von Gut Großhaus.
Allerdings haben wir auch begonnen die verschiedenen Kataster der Ortschaft Hauset zu analysieren (insbesondere haben sich André Hinck und für die Gestaltung der Karten auch Christoph Laschet) hier reingehangen. Ein weiterer Heimatfreund, Michael Stein aus Kelmis, beschäftigt sich insbesondere mit der Online-Darstellung der Wanderwege, in und um oder mit Hauset. Inzwischen kommt auch noch Berni Schmitz hinzu, der mit Paul an einem Dauer-Wochenkalender für Geburtstage arbeitet, mit Hauseter Motiven ausgestattet.
Im September haben wir auf einer Veranstaltung den dritten Teil der dorfgeschichtlichen Trilogie über Hauset präsentiert und zwar "Hauset - 750 Jahre in Limburg". Die Videoshow fand erneut in der Mehrzweckhalle statt und sie wurde mit kulinarischen Spezialitäten aus Limburg wirkungsvoll begleitet: Käse, Wurstwaren, Val Dieu Klosterbier und Rotwein aus Margraten. Hundertdreißig Teilnehmer waren zugegen.
Die letzten Monate wurden noch mit zwei Lesungen gefüllt. Zum einen las Georges Völl aus Raeren während der Nacht der Museen, von der DG organisiert, aus dem Buch "Raubritter von Reifferscheidt" in Raerener Platt. Das ganze war begleitet von einer kleinen Bildpräsentation zum Buch von Hubert Schiffer, die Walther Janssen vorbereitet hatte. Ähnlich verlief auch, einige Tage später in der Adventzeit, eine Lesung vor den Senioren aus Raeren im dortigen Marienheim, bei Kaffee und Kuchen. Das Ganze wurde initiiert von der Kulturschöffin Naomi Renardy.