Wie alt ist die Schule in Hauset?
Für das Heimatbuch Hauset Band 1 hatte Willy Timmermann, der aus Hauset stammende Journalist, der 2011 verstarb, eine Chronik der Dorfschule von Hauset erstellt. Die preußische Zeit hatte 1815 begonnen, und die Gemeinden wurden 1825 verpflichtet eine Gemeindebuch zu führen. Er konnte dabei anhand der Gemeindechronik der Bürgermeisterei Hergenrath, zu der Hauset bereits seit der Franzosenzeit 1795 gehörte, bis in das Jahr 1825 zurückgehen.
Vor der Franzosenzeit gehörte Hauset kirchlich zur Pfarre Eynatten und die Kapläne waren gewöhnlich zugleich Schullehrer. Hauset hatte noch keine Schule, die Kinder gingen wenn überhaupt, entweder nach Eynatten, nach Walhorn oder nach Hergenrath in die dortige Schule.
Unter französischer Verwaltung war dies aber nur solange möglich, wie noch ein Kaplan da war, denn deren Rolle blieb ja auf die Kirche beschränkt. Laut der Gemeindechronik Hergenrath hatte Küster Feltgens diese Aufgabe übernommen. Er verstarb 1819. Sein Nachfolger war Alexander Sittard. Diesem wurde Ende Februar 1831 gekündigt Die Chronik verwies darauf dass das Schullokal in Hergenrath sich im schlechten Zustand befand und "die Finanzen der Gemeinde es nicht erlaubten, eine neue Schule zu bauen".
Der Neubau in Hergenrath sollte denn auch noch viele Jahre auf sich warten lassen und war dazu noch mit erheblichen Problemen verbunden. Um August 1841 kam es jedoch zur Fertigstellung des neuen Schulgebäudes. Schon im November 1831 war der Nachfolger von Lehrer Sittard angestellt worden. Es war Peter Wilhelm Schmitz, der "... nach 12-jähriger Tätigkeit und anerkannter tüchtiger Wirksamkeit im Alter von 43 Jahren nach längerer Krankheit am 29. April 1843 verstarb". Sein Vertreter, Aspirant Gatzweiler, wurde 1844 berufen und versetzt, so dass am 1. Mai 1847 Lehrer Joseph Schmitz aus Kettenis , bis dahin in Wirtzfeld tätig, die Stelle übernahm.
Über die Jahre 1840 bis 1881/82 hatte der Hauseter Pfarrer Wilhelm Brammertz (1869-1895) begonnen, geschichtliche Fakten aufzuschreiben, die er "Skizze einer Chronik von Hauset" nannte. Darin erfahren wir, dass Hauset ("... eigentlich kein Dorf, sondern nur einzelne Häuser") zur Pfarre Eynatten und zur Bürgermeisterei Hergenrath gehörte, die Fossey hingegen zu Walhorn. Infolge der preußischen Gemeindeordnung von 1845 gelang es dem damaligen Gemeindevorsteher von Hauset, Johann Egidius Bischoff, 1847 die Trennung von Hergenrath zu erwirken.
Johann Egidius Bischoff erwies sich als ein wahrer Baumeister des Ortes denn in seiner Zeit wurden viele große Bauvorhaben verrichtet. Da war zunächst 1848 die erste ordentliche Straße zu vermelden, der "Communalweg" von Eynatten durch Hauset bis zum Aachener Busch (heute Hauseter Straße, Kirchstraße und Frepert). Im Januar 1854 wurde ein Schulgebäude in "Verding gegeben", und das neue Schulhaus konnte am 1. April 1855 eröffnet werden. Wie wir wissen erfolgte 1860 der Bau des Kapelle und 1861 der Bau des Pfarrhauses der neue Dorfkern war entstanden, als Gegenpol zum früheren, alten Dorfkern an der Rochuskapelle.
Erster Lehrer der neuen Schule wurde der damalige zweite Lehrer in Eynatten, Wilhelm Hendrichs. Im Oktober 1857 wurde eine Strick- und Nähschule eingerichtet, die Jungfer Thelen aus Eynatten leitete. Der Schulvorstand bestand aus Pfr. Krichels aus Eynatten, Hubert Laschet aus Eynatten und Johann Egidius Bischoff, dem Ortsvorsteher. Ab 1861, als Hauset zur Pfarre erhoben wurde, bestand der Schulvorstand aus Pfr. Strom, Joh. Jos. Gülscher und wiederum Ortsvorsteher Bischoff. Lehrer Hendrichs verließ die Schule bereits 1859 und ging nach Zingsheim. Sein Nachfolger wurde Johann Prim aus Espeler bei Sankt Vith. Er war bis zum 31. Oktober 1874 in Hauset tätig. Die Schülerzahl betrug 1870 schon 125 Kinder. Näh- und Strickunterricht erteilte nun Maria Theresia Creutz aus Hauset und im April 1872 wurde zusätzlich Frl. Maria Saar berufen. Der Schulvorstand bestand nun aus Pfr. Brammertz (dem Chronisten), Peter Bohlen und Bischoff.
Der Bedarf für eine Mädchenschule wurde spürbar, und somit wurde am 26. Oktober 1873, Petronella Victor aus Imgenbroich erste Lehrerin für die Mädchen. Es war auch die Zeit des Kulturkampfes und Pfr. Brammertz hatte wohl jetzt einigen Ärger mit dem Ortsvorsteher Bischoff. So wurde Aspirant Jansen aus Hückelhoven nicht als Lehrer genommen, "da er Herrn Bohlen nicht gefiel". Aspirant Martin Louvet trat daraufhin an, "... ein leichtsinniges Bürschchen". Louvet "brannte durch", wohl mit der Kasse des Fortbildungsvereins. Kurzfristig hielt der Pfarrer selbst den Unterricht und nach einem kurzen Intermezzo von Lehrer Clooth aus Walhorn trat im Dezember 1876 Conrad Spix das Lehreramt an. Er heiratete die Haushälterin Bischoff's, ein "Skandal" wie Pfarrer Brammertz anmerkte. Er blieb immerhin bis 1882. Der Kultusminister Preußens, Victor von Puttkammer stattete den Schulen in Hauset, Eynatten und Hergenrath am 13. Oktober 1880 einen unerwarteten Besuch ab. Auf Spix folgte kurzfristig ein evangelischer Lehrer namens Nicolaus Korr, ab 1. Oktober wurde allerdings Lehrer Klein ernannt. Er blieb bis 1891.
Von Pfr. Brammertz und Lehrerin Victor liegt das wohl älteste Foto einer Klasse der Dorfschule vor, aus dem Jahre 1888. Auch von den nun folgenden Lehrern ist Fotomaterial erhalten. Im Januar 1891 kam Lehrer Alois Seulen aus Aachen nach Hauset. Er blieb zehn Jahre. Am 15. April 1901 folgte ihm Lehrer Wilhelm Kirfel. Er war verwandt mit der Wirtin das Gasthauses Gatz an der Geul. Lehrer Kirfel blieb bis Oktober 1920 und verließ dann Hauset und mithin Belgien. Während seiner Zeit war das Schulgebäude 1907 erweitert worden, es wurden nun drei Klassen eingerichtet und zwei Lehrstellen geschaffen. Hauset zählte 921 Einwohner und 162 Schulkinder. Am 1. April war auch Maria Mayer aus Osterlarhof bei Prüm als Lehrerin eingetreten. Sie erkrankte und als kommissarische zweite Lehrerin kam Germaine Lenglemez, die in Lille geboren war, "... ein enfant terrible" wie Pfr. Schoelgens notierte. Auch sie wurde in Hauset nicht glücklich und überhaupt kam es in den Vorkriegsjahren zu vielen Wechseln. Nur Lehrer Kirfel war eine Konstante in diesem Drehzirkus. Martin Klinkenberg kam am 1. April 1909 nach Hauset und blieb bis 1913. Die Bewerberin Martha Beck vertrat ihn wegen einer Dienstübung. Franz Elbern aus Brachelen kam Ostern 1913 nach Hauset, musste aber bald an die Front, er fiel 1916 im Osten. Nun kam Frl. Anna Heinrich aus Eupen für ein Schuljahr nach Hauset. Sie war die Tochter des Besitzers der "Eupener Zeitung". Die Lehrerin Christine Kaufmann aus Köln war vom 1. Mai 1917 bis 1. Februar 1919 in Hauset tätig, und der 2. Lehrer Sittard aus aachen, trat am 1. Februar 1919 seine Stelle an.
Die Dorfschule unter belgischer Verwaltung
Mit der Zugehörigkeit zu Belgien wechselten auch die Lehrer und Lehrerinnen noch häufiger. Wie bereits erwähnt optierte Lehrer Kirfel für Deutschland und auch Lehrer Sittard blieb nur bis Ostern 1919 und ging nach Kellersberg. Ab jetzt bestimmte die belgische Schulinspektion die Lehrer, die meist aus den deutschsprachigen Gemeinden um Aubel und Montzen, aus Bochholz/Beho oder der Provinz Luxemburg kamen.
1920 kam Lehrer Marcel Thomas als Lehrer nach Hauset, zusammen mit Simone Patiroux aus Spa. Sie verlies allerdings die Schule schon wieder 1920. Am 2. Oktober 1920 kam als Hauptlehrer Jules Cravatte nach Hauset. Er stammte aus Remersdael/Sippenaeken und wird in der Pfarrchronik als "... sehr nervös und kränkelnd" beschrieben. Ab 1922 wurde er an einem Stück für vier Jahre beurlaubt, "... ansonsten war er sehr religiös". Vertretungsweise kam Frl Windart und ab 1921 folgten sukzessive Frl. Schifflers, eine Belgierin aus Aachen, Frl. Riese und Frl. de Vrees aus Gent. Im Schuljahr 1922 folgten Frl. Lemaire, Frl. Humpers, ein Luxemburger namens Herschenmayer sowie Herr Kaul aus Bracht bei Burg Reuland. Im Februar 1924 traf eine Lehrerin namens Pierre in Hauset ein, sie war der deutschen Sprache wenig mächtig und bleib nur wenige Monate. Danach kam ein Frl. Schifflers, die Schwester der früheren Lehrerin. Erwähnt wird noch eine Lehrerin Erpsicum aus Lüttich.
Ab 1926 finden wir die Angaben in den Protokollbüchern der Gemeindeverwaltung, denn seit 1925 war Hauset eine eigenständige Gemeinde geworden, unter Bürgermeister Michael Noël. Neben Herrn Thomas sind die beiden Lehrerinnen Humpers und Harlange in den Protokollbüchern erwähnt. Am 18. Juni 1927 stellte Lehrer Thomas seinen Pensionsantrag.
Hier enden die Aufzeichnungen von Willy Timmermann zur Chronik der Dorfschule. Nach Lehrer Thomas kehrte Hauptlehrer Jules Cravatte 1927 in den Schuldienst zurück und sollte bis 1940 in der Schule tätig bleiben. Weitere Lehrpersonen waren in diesen Jahren der Lehrer Alois Neihsen und die Lehrerin Anna Hamacher. Sie waren im letzten Jahrzehnt noch einigen Hauseter Senioren bekannt.
Während des Krieges waren die aus Hauset stammenden ErzieherInnen Martin Radermacher und Maria "Mimi" Heutz in Hauset tätig. Der erste blieb als sehr streng in Erinnerung, während Mimi Heutz sich großer Beliebtheit erfreute. Alois Neihsen war nach Kriegsende 1944 entlassen worden, er kämpfte noch viele Jahre um sein Gehalt und seine Pension. Ansonsten wechselten auch Kriegsbedingt die Lehrpersonen häufiger, ihre Namen sind heute nicht mehr bekannt.
Nach dem letzten Weltkrieg
Als erste Lehrerin kam nach Kriegsende am 17. Juni 1945 Elisabeth Winners aus Eupen in die Schule nach Hauset und Anfang eine Woche später 1945 kehrte auch Jules Cravatte wieder nach Hauset zurück, wo er bis 1960 in Diensten blieb. In den ersten Nachkriegsjahren kamen nach Frl. Winners noch Frl Xhayet als Lehrerin der Mittelstufe nach Hauset, sie wurde bald von Joseph Scheen abgelöst. Während Frl Winners nach ihrer Heirat den Schuldienst kurzzeitig unterbrach, wurde sie durch Frl. Wey ersetzt. Joseph Scheen wünschte für zwei Jahre beurlaubt zu werden und wurde durch Lehrer Haag aus Büllingen ersetzt. Ihm folgte in der Mittelstufe noch Lehrer Köttgen, der laut Protokoll "... ab Sommer 1959 fortblieb." Die Mittelstufe hatte zu wenig Schüler. Den älteren Hausetern sind diese Lehrpersonen noch in Erinnerung.
Am 1. Januar 1961 ging Jules Cravatte in Pension. Er war fast 50 Jahre in Hauset tätig gewesen. Nach dem Ausscheiden von Jules Cravatte kam zunächst der aus Sourbrodt stammende Jean Thunus als Hauptlehrer nach Hauset. Er blieb bis zu seiner Pensionierung 1973. 1964 war auch der aus Hauset stammende Hermann Scheiff provisorische in den Schuldienst aufgenommen worden. Lehrer Neißen dankte endgültig 1967 ab, er war nie mehr in den Schuldienst aufgenommen worden. Für Hermann Scheiff, der ebenfalls nicht angenommen wurde, kam Frl. Closset aus Dison und nach ihr Lehrer Bongartz. 1967 trat Juliane Frank, später verheiratete Wetzels, in den Schuldienst für die Erstklässler und ab 1971 unterrichtete Gottfried Koonen die Mittelstufe und die Abschlussstufe. Als Hauptlehrer Thunus 1970 für mehrere Monate krank geschrieben wurde, ernannte das Schöffenkollegium Frau Winners-Albivanus zur provisorischen Hauptlehrerin. Jean Thunus ging 1973 in Pension und Gottfried Koonen wurde zum neuen Hauptlehrer ernannt.
Nach der Gemeindefusion wurde 1978 Paul Mennicken aus Raeren kurzzeitig Schulleiter von Hauset, danach kam Gottfried Koonen wieder auf diese Stelle zurück und blieb bis 1990 Schulleiter der Gemeindeschule Hauset. In den 80-er Jahren seien hier noch einige Lehrer und Lehrerinnen genannt, die an der Hauseter Schule unterrichteten. Unter anderem sind dies Beatrix Koonen-Bourseaux, Ralf Mennicken, Carine Corman, Bernd Radermacher, Christoph Becker, Nicole Sous und Elisabeth Hepp. Eine erfreuliche Konstante in all den Jahren war Juliane Wetzels, die von 1967 bis 1996 aktiv im Schuldienst blieb und somit nahezu dreißig Jahre Hauseter Erstklässler unterrichte
Auf Gottfried Koonen folgte 1990 Alo Stickelmann aus Lichtenbusch als Schulleiter. Er blieb viele Jahre in Hauset tätig, bis zu seinem Ruhestand in 2000?. Sein Nachfolger wurde 2000 Bernd Radermacher, der zuvor einige Jahre als Lehrer tätig gewesen war.
Es würde hier zu weit führen, jetzt noch die neuere Chronik aller Lehrkräfte auszuführen. Der jetzige Schulleiter bewahrt die Jahresbilder des Lehrerkollegiums sorgfältig auf und auf diesen Bildern sind noch viele weitere Kolleginnen und Kollegen verewigt.
Der Kindergarten von Hauset
Ab 1960 hatte Hauset als eine der ersten Gemeinden im Kreis Eupen einen Kindergarten eingerichtet. Erste Kindergärtnerin war die aus Heppenbach stammende Gerta Königs. Auch sie blieb lange Jahre in Hauset tätig und prägte den Kindergarten in den 60-er und 70-er Jahren. Unterstützt wurde sie dabei von einigen Hauseter Frauen. Frl. Königs verstarb leider bereits 1979. Der Kindergarten fand immer mehr Zuspruch, da sich die Einwohnerzahl von Hauset, diesmal durch Zuwanderung, in zwei Jahrzehnten verdoppelte. Viele junge Kindergärtnerinnen seien hier genannt: Marita Aldenhoff-Wilmotte, Denise Mennicken-Heeren, Kerstin Duyster, Karin Beckers und Alice Loo zum Beispiel.
Die Bedeutung der Schule
Die Gemeindeschule Hauset spielt gerade heute eine herausragende Rolle im gesellschaftlichen Leben des Ortes. Die Vergrößerung de Schule in den letzten vierzig Jahren ist eine Folge der rasanten Bevölkerungszunahme des Ortsteils. Im Kindergarten wurden bald zwei Klassen eingeführt, heute sind es deren drei. Auch die zugewanderten Bewohner von Hauset schicken ihre Kinder zumindest bis zum vierten Schuljahr in die Gemeindeschule. Alle Klassen sind aber stark besucht, vor einigen Jahren wurde die Schule noch erweitert. Die Bedeutung der Schule für die Integration aller Einwohner von Hauset ist nicht von der Hand zu weisen. Deshalb ist sie wohl der bedeutendste Integrationspunkt in der Dorfgemeinschaft.
Die Schule verfügt über eine eigene Webseite -- > gshauset.schulen.be