Als Hauset mit Eupen-Malmedy zu Preußen kam

Hauset in Preußen 1815-1920 (Teil 1 von 1789 - 1825) 

 

Die Besitzergreifung durch Preußen 


Es liegt schon zwei Generationen zurück, als der Heimatforscher Leo Kever in den 1960-er Jahren im Grenz-Echo die Geschichte des Ortes Hauset in einer Reihe von zwölf Beiträgen den Lesern vorstellte. Inzwischen gehört das Dorf zur Gemeinde Raeren und diese ist eine der neun Gemeinden des deutschen Sprachgebiets in Belgien. Als deutschsprachige Gemeinschaft genießen diese Gemeinden seit fünfzig Jahren eine weitreichende Autonomie im belgischen Staatsgefüge, was zu einer regen Entwicklung für die Bevölkerung von Kelmis bis Ouren geführt hat. 

 

Auch Hauset hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt. Von 750 Einwohnern Ende der 1960-er Jahre stieg die Einwohnerzahl bis heute auf mehr als 2000. Davon haben etwa 60% nicht die belgische Staatsbürgerschaft. Anlass genug also, allen Bewohnern noch einmal die Geschichte des Dorfes näherzubringen. 

 

Vor der Französischen Revolution: Hauset im Herzogtum Limburg  

In der Zeit vor der Französischen Revolution, von 1713 bis 1789, gehörte unser Lebensraum zum Herrschaftsbereich der österreichischen Habsburger, und wurde die Österreichischen Niederlande genannt. Hauset war ein Quartier des Gerichtsbezirks der Bank Walhorn im Herzogtum Limburg, das seit 1288 in Personalunion vom Herzog von Brabant verwaltet wurde.  

 

Die Menschen im Herzogtums Limburg dachten damals nicht so sehr in staatlichen Strukturen. Im Theresianischen Kataster von 1771-1773 erkennen wir, dass im Quartier Hauset zwei Mühlen aufgeführt sind und ansonsten nur wenige Kleinhandwerker. Mit vielen Kleinbauern war der Ort landwirtschaftlich geprägt. Auf der Ferraris-Karte sehen wir, dass Hauset nicht als eigentliches Dorf erkennbar ist. Es war vielmehr eine Streusiedlung, von ausgesprochen landschaftlicher Schönheit, aber ohne weitere erkennbare Dorfstruktur. Lediglich um die Rochus-Kapelle, sowie in den Weilern Fossei und Prester, sowie auf Vestert und im Weiler Stöck, finden sich einige Ansammlungen von Gehöften und Bebauungen. 

  

Hauset in französischer Zeit  

Bald nach der Revolution 1789 begannen die französischen Eroberungskriege in Europa. Zunächst ging es in den österreichischen Niederlanden hin und her zwischen den revolutionären und österreichischen Truppen. Durch die französische Besatzung ab 1793 und der Annexion der österreichischen Provinzen der Niederlande durch die Französische Republik änderte sich das Leben für die Menschen in Limburg einschneidend. Die französische Verwaltungsstruktur machte die Grenzen erstmals in aller Deutlichkeit sichtbar. 

    

Als 1795 das Herzogtum Limburg und die alten Strukturen der Bank Walhorn aufgelöst wurden, entstanden die Gemeinden, die in Kantone und Départements zusammengefasst wurden. Zur neuen Mairie d‘Hergenrath gehörte auch Hauset, der Bürgermeister war Louis Chabert. Hergenrath mit Hauset gehörte zum Kanton Walhorn und dieser wiederum zum Département de l‘Ourthe. Die Bevölkerung sprach einen ripuarisch-niederfränkischen Dialekt, auch die deutsche Sprache war weit verbreitet. Nun wurde jedoch Französisch zur Amtssprache. Das Leben war alles andere als einfach, denn der Consul und spätere Kaiser Napoleon überzog Europa mit vielen Kriegen über beinahe zwei Jahrzehnte hinweg. Von den conscrits, den zur Grande Armée Eingezogenen, liegen Briefe vor, die Zeugnis ablegen von dem Leid und den Entbehrungen in den damaligen Schlachten in fernen Ländern und Regionen. Diese Kriege und die vielen neuen Gesetze oder die Kirchenpolitik brachten es mit sich, dass die Bewohner alles andere als glücklich waren in diesen Zeiten. Dabei spielten auch die zahlreichen und dauerhaften Requisitionen wie Steuern, Naturalabgaben oder Frondienste eine große Rolle, mit denen die eher bäuerlich orientierte Bevölkerung überzogen wurde. 

   

Napoleons Rückzug und der Wiener Kongress  

Mit der Völkerschlacht von Leipzig im Jahr 1813 begann der Rückzug Napoleons aus den besetzten Gebieten in Europa, sowie aus den Staaten, die er meist selbst gegründet und unter seine Fittiche gebracht hatte. Dieser Rückzug führte im Sommer 1814 zu seiner Abdankung und zu seiner Verbannung auf die Insel Elba. Ob die Menschen bei uns hiervon etwas mitbekamen? In den Chroniken ist vermerkt, dass die französischen Besatzer im Januar 1814 Aachen verließen und noch im gleichen Monat Kosaken im Kanton Walhorn auftauchten. Mit dem Vertrag von Paris vom 30. Mai 1814 hatten die siegreichen Koalitionsmächte, die Paris eingenommen hatten, Frankreich innerhalb seiner Grenzen von 1792 zurück befohlen und die bis dahin von Frankreich besetzen Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Man beschloss auf dem Wiener Kongress, die Landkarte Europas neu zu ordnen.   

 

Der Wiener Kongress begann am 18.9.1814. Napoleon hatte sich aber noch nicht ganz mit der Niederlage abgefunden, er verließ die Insel Elba und marschierte am 1. März 1815 erneut mit einer Armee Richtung Paris, das er kurzzeitig besetzte, um weiter nach Norden vorzudringen. Dort stieß er auf die Gegenwehr der Truppen von Wellington (Großbritannien) und Blücher (Preußen) und wurde endgültig in der Schlacht von Waterloo am 15. Juni 1815 besiegt.   

 

Besitzergreifung durch Preußen

Bereits am 9. Juni 1815, also wenige Tage zuvor, war jedoch der Wiener Kongress zu Ende gegangen. Die beiden Kantone Eupen und Malmedy, die früher einmal zum Herzogtum Limburg und im Süden des Kreises Malmedy um Sankt Vith zum Herzogtum Luxemburg gehört hatten, wurden aus dem Département de l‘Ourthe herausgelöst und dem Königreich Preußen zugeteilt. Preußen erhielt im Rheinland größere Gebiete zugesprochen, die von französischer Besatzung befreit worden waren. Im Westen und Norden unserer Heimat entstand als weiteres Ergebnis des Kongresses auch das Königreich der Vereinigten Niederlande, bestehend aus den 17 Provinzen, die in etwa den heutigen Benelux-Ländern entsprachen. Grob gesagt verlief die Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem neuen Königreich der Vereinigten Niederlande vom Vierländerpunkt bei Vaals über das Weiße Haus, entlang der sogenannten Neutralstraße zwischen Herbesthal und Welkenraedt. Vierländereck deshalb, weil inzwischen ein Kuriosum entstanden war, nämlich Neutral-Moresnet (Kelmis) mit seiner Galmei Grube. Gerade wegen dieser Grube, mit einem Gebiet von 3,4 qkm, konnten sich Preußen und die Niederlande über dessen Zugehörigkeit nicht einigen. Moresnet wurde somit dreigeteilt und der mittlere Teil, Neutral-Moresnet genannt, ab Juni 1816 von beiden Königreichen verwaltet.      

 

Schon am 15. April 1815, also noch vor Ende des Wiener Kongresses, erfolgte die Besitzergreifung der Kantone Eupen und Malmedy durch Friedrich Wilhelm III., König von Preußen. Ohnehin war diese Zeitenwende recht turbulent, wie dies einige Eckdaten belegen: Bereits am 30. April 1815 wurde Preußen in neun Provinzen aufgeteilt, wovon eine das Großherzogtum Niederrhein war, mit den beiden Kantonen Eupen und Malmedy. Hauset gehörte, wie schon in französischer Zeit, nach wie vor zur Bürgermeisterei Hergenrath. Am 6. Juli 1815 schaffte die neue preußische Verwaltung die Kreisdirektion Verviers ab und ordnete die beiden Kantone der Kreisdirektion Malmedy zu. Zum 1. Juni 1816 lösten dann die Landratsämter die Kreisdirektionen ab, und die Bürgermeisterei Hergenrath mit Hauset gehörte nun zum Regierungsbezirk Aachen.    

  

Somit war die Besitzergreifung von Eupen und Malmedy durch das Königreich Preußen und auch die Zugehörigkeit von Hergenrath mit Hauset zu Preußen vollzogen. Zum ersten Mal war das Gebiet der beiden Kreise Eupen und Malmedy 1815 völkerrechtlich in das Licht der Geschichte getreten. Auf der großen politischen Bühne der Mächte sollten sie noch mehrmals eine bedeutende Rolle spielen.  

 

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Hauset in Preußen 1815-1920 (Teil 2 von 1815 - 1862) 

 

Als Hauset eine selbständige Gemeinde wurde 

 

Ob die Menschen hierzulande viel mitbekamen von dem, was wir im ersten Teil über die damals sogenannte Besitzergreifung durch Preußen schilderten, ist schwer zu sagen. Sie standen den neuen Herren, „den Preußen“, 1815 erst skeptisch gegenüber. Die französische Herrschaft hatte man jedoch regelrecht verachtet. Im Winter 1816/1817 gab es eine große Hungersnot und Lebensmittel (Kartoffeln) mussten über die Nordsee eingeführt werden. 1822 vereinigte die preußische Verwaltung die Provinzen Niederrhein und Jülich-Kleve-Berg zu den „Rheinprovinzen“, später die Rheinprovinz genannt. Ab 1823 war der Bürgermeister von Neutral-Moresnet, Arnold de Lasaulx (von Schloss Alensberg in Moresnet), auch Bürgermeister von Hergenrath (mit Hauset), und er blieb dies bis 1847, dem Vollzug der preußischen Gemeindereform.   

 

Das Gemeindebuch von Hergenrath und das Ur-Kataster  

Ab 1825, zehn Jahre nach dem Wiener Kongress, sah die preußische Gemeindeordnung vor, dass die Bürgermeistereien ein Gemeindebuch führen mussten, so auch in Hergenrath. Das Gemeindebuch wird im Staatsarchiv Eupen aufbewahrt und es dient uns im Folgenden als Quelle für die Schilderung vieler Ereignisse in der Bürgermeisterei Hergenrath mit Hauset.    

  

Als weitere Quelle dient uns das preußische Ur-Kataster aus dem Jahr 1826, in dem die Besitzverhältnisse von Hauset angegeben werden. Daraus geht hervor, dass das eigentliche Dorf rund um die St. Rochus-Kapelle zu finden war. Deshalb heißt dieser Ort im geschichtlichen Gedächtnis heute noch „ejen Dörp“. Wir nennen es hier mal Alt-Hauset. Weitere Ansiedlungen finden sich in den Ortsteilen Fossei und Prester, an der Grenze zu Hergenrath und Astenet gelegen. Ebenso gibt es Bebauung auf Schallenberg, auf Vestert und in der Stöck. Aber ansonsten sind die einzelnen Gehöfte weit verstreut in der Landschaft. Darüber berichtete ein Reporter der in Aachen erscheinenden Zeitung „Echo der Gegenwart“ in einem Beitrag am 6. Januar 1861 als er, aus Aachen kommend, über Köpfchen Richtung Hauset wanderte und den Ort suchte. Zu dieser Zeit hatte man gerade begonnen, den neuen Dorfkern zu errichten, dort wo er sich heute befindet.  

   

1830 wurden die beiden Rheinprovinzen offiziell die Rheinprovinz genannt, der Hauptsitz lag in Koblenz und die Gemeinde gehörte zum Regierungsbezirk Aachen, wie auch die anderen Gemeinden in den Kreisen Eupen und Malmedy.  

  

Belgien entsteht  

In unserer damaligen Nachbarschaft lösten sich 1830 die südlichen Provinzen der Vereinigten Niederlande in der Belgischen Revolution von dem Königreich der Vereinigten Niederlande und bildeten das neue Königreich Belgien. Das Gebiet von Neutral-Moresnet (Kelmis), westlich von Hergenrath gelegen, war von 1816 bis 1830 von den beiden Königreichen Preußen und den Niederlanden verwaltet worden. Nach der Gründung des Königreichs Belgien ging die Verwaltung dieses Gebietes an die Königreiche Preußen und Belgien über. Die endgültigen Grenzen von Belgien wurden erst 1839 im Vertrag von London festgelegt: im Süden entstand das Großherzogtum Luxemburg, es musste allerdings weite Gebiete an Belgien abtreten. Im Nordosten wurden Teile des früheren Herzogtums Limburg, mit Maastricht, dem Königreich der Niederlande zugeschlagen.  

  

Im ersten Teil unserer Reihe haben wir geschildert, wie auf dem Wiener Kongress von 1815 die Landkarte Europas neugestaltet werden sollte. Aus dem Königreich der Vereinigten Niederlande gingen bis 1839 in kurzer Zeit drei Staaten hervor. Die Zugehörigkeit der Kreise Eupen-Malmedy zum Königreich Preußen blieb von diesen Turbulenzen im Westen unberührt.  

 

Der Lebensraum des alten Herzogtums Limburg war allerdings jetzt von vielen Grenzen durchzogen, so wie es die Menschen bisher nicht gekannt hatten.  

 

In ganz Europa waren nach dem Wiener Kongress viele neue Staaten entstanden und vor allem die dominierenden Mächte entwickelten sich zu Nationalstaaten. Insofern kann man vom Wiener Kongress durchaus von einer Zeitenwende sprechen. Die Folgen dieser nationalstaatlichen Entwicklungen führten auf dem europäischen Kontinent zu zwei verheerenden Kriegen. Wie wir heute sehen, sind die Folgen noch immer spürbar. 

   

Hauset wird selbständige Gemeinde   

Es war 1840 als der Bau der grenzüberschreitenden Eisenbahnstrecke von Aachen nach Lüttich der Gemeinde eine Sehenswürdigkeit bescherte, schreibt Alfred Minke in seinem dorfgeschichtlichen Beitrag im Heimatbuch Hauset – Band 1 - 2011. Die Brücke über die Göhl wurde offiziell als ‚Göhlviadukt´ bezeichnet, aber nach dem Standort in der Flur Hammer nannte man sie im Volksmund `Hammerbrücke´. Die Brücke war 219 m lang, 9 m breit und erhob sich 55 m über die Talsohle. Sie bestand aus zwei übereinanderliegenden Reihen von Rundbögen aus teilweise im Ort selbst gebrannten Ziegeln, von denen 8 Millionen verbaut wurden. Die feierliche Eröffnung erfolgte 1843. Es war die erste internationale Zugverbindung in Europa, von Köln über Aachen und Lüttich nach Antwerpen.    

  

Im Jahr 1845 trat die neue preußische Gemeindeordnung in Kraft, und wir erfahren im Gemeindebuch Hergenrath, dass Hauset sich um eine gewisse Eigenständigkeit von Hergenrath bemühte. Der langjährige Bürgermeister, Arnold de Lasaulx, gab im Zuge der neuen Gemeindereform 1847 sein Amt auf. Sein Nachfolger als Bürgermeister von Hergenrath wurde im gleichen Jahr Cornel Hubert Mostert. Hauset war im neuen „Bürgermeistereirat“ von Hergenrath mit einem eigenen Ortsvorsteher, den zwei bestbegüterten Grundbesitzern und drei gewählten Einwohner vertreten (siehe hierzu Alfred Minke im Heimatbuch Hauset – Band 2 S. 30-31). Ortsvorsteher wurde Johann Egidius Bischoff, Grundbesitzer und von Beruf „Ackerer“. Bischoff bemühte sich sogleich um die oben erwähnte Eigenständigkeit. Die Gemeindevertretung von Hauset richtete noch 1847 ein Gesuch an die Kgl. Regierung in Aachen, um als selbständigen Gemeinde anerkannt zu werden. Diesem Gesuch wurde stattgegeben und die Gemeinde Hauset konnte nunmehr über einen eigenen Haushalt verfügen. Am 31. Dezember 1849 wurde Johann Egidius Bischoff noch zur Führung eigener Standesamtsregister ermächtigt. So erfahren wir, dass 1852 in Hauset 534 Einwohner lebten.  

  

Die Bewohner von Hauset hatten sich nach einem Vierteljahrhundert weitestgehend mit den neuen Machtverhältnissen arrangiert. Im Dorf gab es neben den vielen bäuerlichen Betrieben auch einige Textilfabriken, die in der Fingerhutsmühle, der Vollmühle und der Kupfermühle untergebracht waren. Sie gehörten unter anderem dem Aachener Textilfabrikanten Nellessen. Die Betriebe standen um 1850 in voller Blüte. Kirchlich betrachtet gehörte Hauset noch zur Pfarre Eynatten. Pfarrer Krichels hatte auch 1843 für Hauset ein “Seelenverzeichnis” erstellt, in welchem alle Einwohner von Hauset aufgeführt waren. Die Gläubigen gingen in Eynatten zur Kirche, manche auch in Hergenrath. Beisetzungen fanden zusätzlich auch in Walhorn statt. Es bestand Schulpflicht, aus Hauset musste man jedoch eine der bestehenden Schulen besuchen, entweder in Eynatten oder in Hergenrath.   

  

Hauset unter Ortsvorstehers Johann Egidius Bischoff   

Unter Ortsvorsteher Bischoff bewegte sich in den 30 Jahren seiner Amtszeit vieles. Unverzüglich begann man in der Gemeinde Hauset zunächst mit dem Ausbau des Wegenetzes, so wie wir es heute kennen. Bereits 1848 führte ein “Communalweg” von Eynatten über die Rochus-Kapelle und dem späteren neuen Zentrum in Hauset-Mitte bis auf Vestert.   

  

Der Bau der Dorfschule begann 1854. Für den Bau verwendete man Natursteine aus Steinbrüchen in Hauset. Die Schule wurde zum neuen Schuljahr am 1. April 1855 „in Betrieb genommen“. Der erste Briefkasten in Hauset wurde 1857 an der Schule installiert. Den Briefkasten leerte der Landbriefträger aus Eynatten. 1858 besuchte Regierungspräsident Kühlwetter, in Begleitung von Landrat von Harenne und Dechant Pauls die neue Gemeinde. Im gleichen Jahr genehmigte die Regierung die Pläne für den Bau einer eigenen Kapelle und sogleich begann die Bautätigkeit. Bei Landrat von Harenne und Dechant Pauls beantragte der Ortsvorsteher nun auch die Trennung von der Pfarre Eynatten.    

  

Der neue Kirchenbau wurde im Herbst 1859 fertiggestellt und im Januar 1860 feierlich eingeweiht. Die Absicht dahinter war, sich von der Pfarre Eynatten zu lösen und man hatte demzufolge ein Gesuch an den Erzbischof von Köln gestellt. So erhob denn auch der Erzbischof von Köln, Johannes Kardinal von Geissel, am 11. April 1861 Hauset zur selbständigen Pfarre und löste sie damit von der Pfarre Eynatten. Erster Pfarrer war Martin Strom, der am 13. Mai 1861 eingeführt wurde. Für ihn war 1861 auch ein Pastorat fertiggestellt worden, der dritte Bau im neuen Dorfkern. Mit dem Bau dieses neuen Zentrums, hatte sich Johann Egidius Bischoff wohl einen Traum erfüllt, wir nennen dieses neue Zentrum einfach Hauset-Mitte.  

 

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Hauset in Preußen 1815-1920 (Teil 3 - von 1863 - 1895) 

 

Hauset blüht auf, wirtschaftlich und kulturell  

 

 Im zweiten Teil haben wir gesehen, wie durch den unermüdlichen Einsatz des Ortsvorstehers Johann Egidius Bischoff, Hauset sich um die 1860-er Jahre nicht nur von einer Streusiedlung langsam zu einem kleinen Dorf entwickelte und ein neuer Dorfkern entstand. Um diesen Dorfkern herum lagen verschiedene kleine Weiler mit einer Ansammlung von Gebäuden und Höfen, alle fußläufig von der neuen Kirche entfernt. Das Dorf hatte auch eine gewisse Eigenständigkeit als Gemeinde errungen, mit eigenem Haushalt und eigenem Standesamtsregister. Schließlich wurde das Dorf auch zur selbständigen Pfarre erhoben.  

  

Aus dem Gemeindebuch erfahren wir noch viele Einzelheiten über Ereignisse, die sich in diesen Jahren zugetragen haben. So wurde zum Beispiel eine Hundesteuer eingeführt (1863) und eine Wasserleitung gebaut, von Vestert bis zur Schule (1864). Die Pumpe hat noch 100 Jahre später an der Schule gestanden. 1865 begann die Vergabe für den Bau einer „Prämienstrasse“, die von der “Actienstrasse” Aachen-Eupen am Aachener Busch über Frepert und Vestert weiter nach Hergenrath, Preußisch-Moresnet und Neutral-Moresnet (Kelmis) führte. Sie wurde 1868 fertiggestellt. 
 

Die Spinnerei Bischoff & Bohlen 

Die Schaffenskraft von Johann Egidius Bischoff kannte aber noch kein Ende. Die Familie Bischoff war schon viele Jahre in Hauset sesshaft, in der Genealogie kann man sie bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Name taucht in den Pfarrarchiven von Walhorn und Eynatten auf, so auf Prester, an den Windmühlen und in Hagbenden. Auch das Seelenverzeichnis (1843) von Pfarrer Krichels, vermeldet mehrere Bischoff, auch im Ortsteil Hauseth. Johann Eg. Bischoff war mit Barbara Tychon aus Eynatten verheiratet. Ihre Tochter Maria heiratete Peter Jos. Bohlen aus Buschmühle/Büsbach, und so kamen wohl die beiden Familien zusammen. Ein Bruder von Peter Jos. Bohlen hatte Caroline Scheibler geheiratet, aus der Familie des Eupener Landrats Scheibler. Diese war wiederum mit der Familie des Aachener Tuchfabrikanten Nellessen verbunden. So war nicht verwunderlich, dass Bischoff und Bohlen 1865/1866 die Tuchfabriken an der Fingerhutsmühle und der Vollmühle übernommen haben. 1866 stellten die Herren Bischoff & Bohlen ein “ … Concessions Gesuch betreffend die Errichtung einer Wollwäsche an ihrer zu Hauset gelegenen Spinnerei”.  

 

Im Gemeindebuch erfahren wir weiter, dass zwei Rekruten aus Hauset 1866 an der Schlacht von Königsgrätz (Böhmen) zwischen Preußen und Österreich teilnahmen. Es waren die Brüder Gatzweiler, die “am Treppchen” wohnten.   

  

Das lange Wirken von Pfarrer Brammertz   

Am 3. Juli 1869 wurde Wilhelm Bartholomäus Brammertz aus Breinig zum neuen Pfarrer von Hauset ernannt, die feierliche Einführung erfolgte am 22. August. Pfarrer Strom war zuvor mit einem Fackelzug nach Heinsberg verabschiedet worden. Pastor Brammertz begann auch, eine Pfarrchronik zu führen, eine weitere Quelle für die Hauseter Dorfgeschichte. 1870 beschließt der Kirchenvorstand Hauset den Bau einer neuen Sakristei. Sie wird auch heute noch als solche verwendet. 1870 war allerdings auch das Jahr des Kriegsbeginns zwischen Preußen und Frankreich. Aus Hauset wurden 28 Rekruten einberufen, drei Kriegsopfer sind auf dem St. Georgs-Denkmal in Eupen am Werthplatz vermerkt: Peter Josef Laschet, Wilhelm Scheiff und Johann Vecqueray. Der abgesetzte Kaiser von Frankreich, Napoleon III., passierte im September per Sonderzug der Rheinischen Eisenbahn den Göhlviadukt.  

    

Im Eupener Land sowie auch in Hauset war die Erinnerung an frühere Zeiten, vermeintlich bessere, inzwischen verblasst, schreibt A. Minke in seinem Beitrag im Heimatbuch Hauset – Band 2 (S.32 ff): Neue Generationen waren herangewachsen, denen die Schule ein preußisches Nationalgefühl vermittelt hatte. Bismarcks Erfolge in den Kriegen von 1866 und vor allen Dingen über Frankreich 1870/1871, beseelte einen `allgemeinen Enthusiasmus´, die Stimmung war `gehoben und opferbereit´ und dies bei `jung und alt´. Unter der Führung von König Wilhelm von Preußen wurde 1871 im Schloss von Versailles, von Bismarck eingefädelt, das Deutsche Reich ausgerufen und Wilhelm I. zum deutschen Kaiser gekrönt. Für Hauset und seine Bewohner waren die Kriege Preußens gegen Österreich und vor allen Dingen gegen Frankreich einschneidende Ereignisse, nicht nur weil man auch erstmals Opfer zu beklagen hatte, sondern auch weil man nun zum Deutschen Reich gehörte. Wilhelm I. blieb Kaiser bis zu seinem Tode im Jahr 1888.   

  

Ortsvorsteher Bischoff feierte im Januar 1872 sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Ortsvorsteher. In 2022 gedenken wir also des 150. Jahrestages dieses Ereignisses. 1873 zählte Hauset 721 Einwohner. 1874 erfolgte der Ausbau des Weges vom Bahnhof Astenet zur Rochus-Kapelle in Hauset, der weiter nach Eynatten führte. Im Jahr 1874 richtete die Gemeinde am Aachener Busch und am Hergenrather Wald zwei “Chausseegeld Hebestellen” ein; wann sie aufgehoben wurden, steht nicht genau fest.   

  

Kulturkampf und Kulturleben im Dorf   

1875 spürte man auch in Hauset die Folgen des Kulturkampfs, denn der Pfarrer erhielt kein Gehalt mehr. Zwischen Pastor Brammertz und Ortsvorsteher Bischoff gab es häufig Gerangel und Zwistigkeiten, wie wir der Pfarrchronik entnehmen. 1875 war auch das Gründungsjahr des St. Cäcilia-Gesangvereins, dem ältesten Verein von Hauset. 

  

Johann Egidius Bischoff trat 1877 nach 30-jähriger Dienstzeit aus Altersgründen zurück und damit fiel Hauset wieder an die Gemeinde Hergenrath. Die Eigenständigkeit war beendet.    

 

Inzwischen tobte der Kulturkampf weiter. Reichskanzler Bismarck wollte die Trennung von Kirche und Staat durchsetzen und ließ auf Reichsebene Gesetze verabschieden, um die Rechte der Kirche zu beschneiden.  Diese antikirchlichen Maßnahmen wurden besonders im katholischen Rheinland allerorts gebrandmarkt und auch Pastor Brammertz wehrte sich dagegen. Trotz dieser kirchenfeindlichen Schikanen blieb aber das „vaterländische Empfinden“, der Bevölkerung, so Landrat Sternickel, „intakt“.  

  

Aus dem Gemeindebuch und der Pfarrchronik seien noch weitere Ereignisse aufgeführt, so zum Beispiel, dass es im Februar und März 1878 zwei kleinere Erdstöße gab und am 16. November 1880 Johann Egidius Bischoff verstarb. Im September 1880 passierte auch Königin Elisabeth von Belgien auf der Fahrt von Aachen zum Wallfahrtsort am Eichschen in Belgisch-Moresnet zweimal den Ort Hauset. 1881 brannte die Spinnerei von Anton Radermacher in der Kupfermühle bis auf die Grundmauern nieder und 1883 gab es einen tödlichen Unfall in der Grube „Anfang“ auf Prester. Sie gehörte der Vieille Montagne am Alten Berg. 1884 erfolgte die Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs in Hergenrath und gleichzeitig dortselbst die Eröffnung eines Postamts mit Telegraphen-Betrieb. Beides kam der Bevölkerung von Hauset zugute. Eine interessante Anekdote aus dem Jahr 1885 ist noch das kurze Verweilen von Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und Gefolge an der Stadtgrenze von Aachen bei Hauset, auf Köpfchen. Anlässlich einer Fahrt von Aachen nach Montjoie gab sich eine Schützendelegation aus Raeren dort zur Begrüßung die Ehre. Der kleine Pfad “Kaiserallee”, entlang der heutigen Staatsgrenze, soll an dieses Ereignis erinnern. 1887 verstarb der Bürgermeister von Hergenrath und Hauset, Cornel Johann Mostert, der sein Amt 37 Jahre innehatte. Sein Nachfolger wurde Peter Joseph Kittel.   

  

Unter Wilhelm Bartholomäus Brammertz, der von 1869 bis 1895 als Pfarrer in Hauset tätig war, entwickelte sich auch das dörfliche Kulturleben in besonderem Maße. Ältester Verein, der auch heute noch besteht, ist der St. Cäcilia-Gesangverein Hauset von 1875. Neben dem Chorgesang führte der Verein auch gelegentlich Volkstheaterstücke auf. Als erster Schützenverein entstand 1880 die St. Rochus-Schützengesellschaft, die ebenfalls heute noch besteht. Im Jahr 1889 erfolgte die Gründung der St. Petrus-Schützengesellschaft, die nahezu 130 Jahre das Kulturleben in Hauset mitgestaltete. Der Verein löste sich 2017 auf. Beide Schützenvereine zählten unter ihren Mitgliedern viele Persönlichkeiten, die eine wichtige Rolle im Dorfleben spielten. Im Jahr 1890 gründete Peter Bohlen, der Fabrikant und Mitinhaber der Spinnerei Bischoff & Bohlen an der Fingerhutsmühle, den Musikverein „Harmonie“. Auch dieser Verein überlebte zwei Weltkriege, musste allerdings 1964 mangels Mitglieder aufgelöst werden.   

  

1894 feierte Pastor Brammertz sein 25-jähriges Ortsjubiläum. Er verstarb am 21. März 1895. Ihm folgte Johannes Hüttmann aus Köln. In seiner Zeit wurde um die Jahrhundertwende 1899 die St. Rochus-Kapelle in Alt-Hauset renoviert.  

 

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Hauset in Preußen 1815-1920 (Teil 4 – Ende) 

 

Mit erhobenem Haupt dem Abgrund entgegen 

Zuletzt haben wir gesehen, dass Hauset inzwischen als Ortsteil der Gemeinde Hergenrath im Gemeinderat mit einigen Grundbesitzern vertreten war, die einen Ortsvorsteher wählten, Johann Egidius Bischoff. Nachfolger von Pastor Brammertz, der 1895 verstarb, war Johannes Hüttmann aus Köln geworden. Er ließ im Jahr 1900 die St. Rochus-Kapelle renovieren und im Umfeld derselben pflanzte man 13 Linden, von denen zwölf heute noch stehen. Pfarrer Hüttmann verlies Hauset bereits 1902. 

  

Zum Jahrhundertwechsel 1900 schien sowohl in Hauset als auch in ganz Europa noch alles in Ordnung. Trotzdem sprachen Historiker, im Nachhinein, vom „taumelnden Kontinent“, in dem die Machthaber „wie Schlafwandler“ dem Abgrund entgegen gingen. In Hauset war davon zunächst noch nichts zu spüren, doch das sollte sich ändern. Hauset zählte damals 834 Einwohner. 

 

Das Wirken von Pfarrer Wilhelm Schölgens  

Bereits 1888 verstarb Kaiser Wilhelm I. Sein Nachfolger Friedrich III., der 1885 an Köpfchen von einer Schützendelegation begrüßt worden war, verstarb nach nur 99 Tagen im Amt. Ihm folgte Wilhelm II. als Kaiser des Deutschen Reiches. Mit ihm begann in Europa eine unruhige Zeit.  

  

Der Kulturkampf zwischen Reichskanzler Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX war zwischen 1871 und 1878 mit harten Bandagen geführt, wurde aber doch beigelegt. Das überwiegend katholische Rheinland war den preußischen Herren ob dieser Auseinandersetzungen sicher nicht besonders freundlich gesinnt. Aber gegen Ende des Jahrhunderts fühlte sich die Bevölkerung doch dem Deutschen Reich verbunden. Das Deutschsein gehörte mit zur Identität der Menschen, auch in unserer Heimat.    

 

1902 kam Wilhelm Josef Schölgens als Pfarrer nach Hauset und er sollte in schwierigen Zeiten bis 1930 Pfarrer bleiben. Pfarrer Schölgens wurde von dem aus Eupen stammenden Erzbischof von Köln, Hubertus Simar ernannt und am 9. März 1902 eingeführt. 1905 erteilte der Gemeinderat den Auftrag für den Schulerweiterungsbau. 1906 nahm die Kleinbahn von Aachen nach Eupen ihren Betrieb auf. In Hauset gab es zwei Haltestellen, auf Köpfchen und auf Eynattener Heide. Das große Werk von Pfarrer Schölgens war die Erweiterung der Pfarrkirche. Diese wurde um eine Chorhalle und zwei Seitenschiffe erweitert. Zur Finanzierung hatte Pastor Schölgens die Erlaubnis erhalten, eine Kollekte in allen Pfarreien des Rheinlands durchführen zu können. Am 9. Oktober 1910 zog die Pfarrgemeinde in das herrliche Gotteshaus ein.  

 

Der erste Bauboom in Hauset 

Die Gemeinde Hauset verkaufte am Aachener Busch und auf Frepert vier Waldparzellen für den Bau von Villen durch Aachener Beamte und Industrielle. Es kam zum ersten Bauboom in Hauset. Im Korrespondenzblatt tauchte schon seit einigen Jahren immer wieder der Name Neu-Hauset auf, so auch bei der Gründung des Neu-Hauseter Hofs. Das Jagdschloss Hubertushöhe, um 1910 errichtet, war ein weiterer Prachtbau. Der Bauboom setzte sich noch einige Jahre fort, vor allem auf Frepert, wo unter anderem der Heidhof errichtet wurde.   

 

Der Sommer des Jahres 1910 war sehr heiß, mit Temperaturen über 36 Grad. Dies war 1911 erneut so.     

 

Inzwischen taumelte der Kontinent der Katastrophe entgegen. Nach dem Attentat auf das österreichische Kronprinzenpaar in Sarajewo am 28. Juni 1914 erklärte ein Monat später die Regierung Österreich-Ungarns Serbien den Krieg. Dies löste die bekannte Kettenreaktion aus, die zum Ersten Weltkrieg führte. 

 

 Der Erste Weltkrieg  (1914-1918) 

Mit der Mobilmachung Preußens wurden auch in Hauset viele Rekruten zu den Waffen gerufen. In der Pfarrchronik steht vermeldet, dass alle die heilige Kommunion empfingen. Pfarrer Schölgens hatte in dem Jahr über 10.000 Kommunionen ausgeteilt. Hauset zählte nun 944 Einwohner und davon besuchten 162 Kinder die inzwischen erweiterte Schule.  

 

Am 4. August 1914 marschierten deutsche Truppen unter Verletzung der Neutralität Belgiens in dieses Land ein. Dem Schlieffen-Plan folgend wollte man Frankreich im Handstreich erobern. Sowohl im Gemeindebuch wie auch in der Pfarrchronik glaubt man zunächst eine gewisse Euphorie zu erkennen. Diese wich jedoch recht bald einer zunehmenden Ernüchterung. Der Vormarsch der deutschen Truppen kam nämlich an der Ijzer in Westflandern zum Stillstand und es begann eine unrühmliche Besatzungszeit. Auch Hauset hatte die ersten Gefallenen zu vermelden, Josef Görres fiel bereits im August in den Vogesen. 1915 wurde die Liste der Gefallenen immer länger und der Krieg hinterließ tiefe Wunden in vielen Familien. Pfarrer Schölgens feierte 1915 sein silbernes Priesterjubiläum. Inzwischen setzte auch eine Lebensmittelknappheit ein und die Lage verschlimmerte sich von Monat zu Monat. Am Ende des Krieges hatte Hauset insgesamt 38 Kriegsopfer zu beklagen. Es gab kaum eine Familie, in der es kein Familienmitglied zu betrauern gab.    

   

Der Krieg entwickelte sich zu einem Trauma für ganz Europa, mit Millionen von Toten. Nach einem langen Stellungskrieg im Westen wurde am 11. November 1918 schließlich der Waffenstillstand in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne unterzeichnet und der Krieg endete mit der Kapitulation des Deutschen Reiches.   

  

Die belgische Verwaltung  

Die deutschen Truppen zogen sich im November von den Schlachtfeldern an der Ijzer zurück ins Deutsche Reich. In Hauset tauchten die ersten ihnen folgenden belgischen Einheiten noch im Dezember 1918 auf. Französische Alpenjäger richteten am 3. Januar 1919 ihre Kommandantur in der Villa Bohlen ein. Diese Truppen besetzten nach dem Waffenstillstand die Kantone Eupen-Malmedy und das gesamte Rheinland. Die belgische Besatzungsmacht machte Nägel mit Köpfen. Bereits Ende Dezember 1918 kam als erster belgischer Lehrer Marcel Thomas aus Martelingen nach Hauset. Hauset gehörte noch immer zur Gemeinde Hergenrath, Bürgermeister war Wilhelm Kyll, Ortsvertreter für Hauset waren die Herren Laschet, Michael Noël, Wilhelm Timmermann, Wilfried Wertz und Heinrich Havenith (die Namen tauchen auch in späteren Jahren immer wieder auf). In der Lebensmittelkommission (es herrschte Lebensmittelknappheit) waren Edmund Bartholemy (Beauftragter), Michael Noël und Justizrat Johannes Bohlen vertreten. 

 

Im Jahr 1919 kamen im wechselnden Rhythmus Lehrerinnen und Lehrer aus Belgien nach Hauset. Der langjährige Hauseter Lehrer Kirfel verließ die Schule 1920. Im folgte der aus Remersdael stammende Lehrer Jules Cravatte, der mit Unterbrechungen bis zu seinem Ruhestand 1961 als Lehrer in Hauset tätig war. Am Aachener Busch bei Köpfchen errichtete die belgische Finanzverwaltung im Gasthaus der Witwe Zimmermann das belgische Zollamt ein.  

 

1919 fanden, unter belgischer Besatzung, am 19. Januar noch Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung statt: von 451 Wahlberechtigten wählten in Hauset 431 Personen, erstmals auch Frauen. Davon stimmten 381 für das katholische Zentrum, 9 „rot“, 14 für die Deutsche Volkspartei und 9 für die Deutsche demokratische Partei. Am 26. Januar 1919, wurde sogar noch eine neue Verfassungsgebende Versammlung für Preußen gewählt. Kaiser Wilhelm war zurückgetreten und von Spa aus ins Exil nach Huis Doorn bei Utrecht gegangen.  

   

 Im Frühjahr 1919 hatte die Pariser Friedenskonferenz begonnen, mit Verhandlungen in verschiedenen Pariser Vororten, unter anderem in Versailles. Schon wie beim Wiener Kongress vor über 100 Jahren, sollte auch diesmal wieder eine neue Friedensordnung für Europa aufgebaut werden. Das Deutsche Reich durfte an den Verhandlungen nicht teilnehmen, die Regierung wurde zum Abschluss des Vertrags ultimativ zur Unterschrift aufgefordert. Diese erfolgte am 28. Juni 1919 in Versailles unter Protest des Deutschen Reiches.   

   

Wenn auch die belgische Verwaltung Fakten schuf, so waren die Kreise Eupen und Malmedy völkerrechtlich noch immer deutsch. Im Oktober 1919 ernannte König Albert den General Hermann Baltia zum Militärgouverneur der Kantone Eupen-Malmedy-Sankt Vith. Nach Ratifizierung durch die teilnehmenden Staaten trat der Versailler Vertrag am 10. Januar 1920 in Kraft. Der Vertrag sah vor, dass die Kantone Eupen-Malmedy und das Neutrale Gebiet von Moresnet Belgien angeschlossen würden. Belgien war noch aufgefordert, eine Volksbefragung durchzuführen, mit der über die endgültige Zugehörigkeit der beiden Kantone abgestimmt werden sollte. Die Volksbefragung geriet aber zur Farce, denn unter Beobachtung von Beamten und unter Schikanen der Verwaltung trugen sich insgesamt nur 271 Personen in Listen ein, die in Eupen und in Malmedy auslagen. Von diesen Befürwortern für den Verbleib im Deutschen Reich kamen 9 Personen aus Hauset. Der Völkerbund bestätigte trotz aller Proteste die Abstimmung.   

  

Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Versailles am 10. Januar 1920 endete die Epoche der 105-jährigen Zugehörigkeit von Hauset zu Preußen und dem Deutschen Reich (Ende). 

 



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